Das Zusammenspiel des Ordinationsteams ist für viele Ärzte so selbstverständlich, dass sie sich wenig Gedanken über den einmal entwickelten Praxisalltag machen. Solange alles im Erfahrungsbereich der Chefs zur Zufriedenheit läuft, gibt es nur geringe Anstrengungen, die Perspektiven der Assistenten und Mitarbeiter in die Praxisorganisation einzubinden.
Dabei gibt es oft erstaunliche Erfahrungsunterschiede. Ein deutsches Institut (ifabs.de) hatte Ärzte und ihre Mitarbeiter befragt, wie sie die Qualität und Funktionalität der alltäglichen Arbeitsabläufe einschätzen.
Die Ärzte gaben sich in der Schulnotenskala ein 2,1 bis 2,5. Ihre Mitarbeiter benoteten die Praxiseffizienz hingegen mit 4,1 bis 4,5 – praktisch schon mit Nicht genügend. Die Ärzte sind sich nicht bewusst, dass sie nur einen Bruchteil des Ordinationsgeschehens registrieren. In Behandlungsraum und Vorzimmer etabliert sich häufig eine sehr unterschiedliche Sicht der Dinge. Kleine, in Summe aber wichtige Dinge, laufen häufig am Chef vorbei, weil es zwischen ärztlichem Alltag und dem Tätigkeitsbereich der Mitarbeiter nur einige wenige patientenbezogene Berührungspunkte gibt. Der regelmäßige Austausch zwischen allen Beteiligten in Organisationsfragen aber fehlt. Die Empfehlung von institutionalisierten Arbeitsbesprechungen gilt für die kleinste Landpraxis und dort auch für den Arzt und seiner mitarbeitenden Ehefrau.
Mindestens einmal im Monat ist der Erfahrungsaustausch zwischen Arzt und Belegschaft notwendig, wobei derartige Meetings nicht zum Alleinauftritt des Chefs werden dürfen. Natürlich soll er die Agenda derartiger Besprechungen vorbereiten, er muss allerdings den Fokus auf den Meinungsaustausch legen und weniger auf den Informationstransfer von oben nach unten. Jeder Arzt wird staunen, was er alles über seine Ordination erfährt.
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