Teambuilding steht in der Ausbildung der niedergelassenen Medizinerinnen und Mediziner nicht unbedingt an erster Stelle. Um ehrlich zu sein: Personalführung kommt im regulären Curriculum der Unis und der Fachmedizinischen Prüfungen gar nicht vor.
Wo Menschen miteinander zu tun haben, starten soziale Prozesse – im Guten wie im Bösen.
Das Gefahrenpotential ist hoch: Eine deutsche Umfrage über die Auswirkungen von Teamkonflikten (Harvard Business Manager) ergab, dass durchschnittlich ein halber Arbeitstag pro Woche durch unternehmensinterne Konflikte verloren geht.
Die Praxismitarbeiter sind die wichtigste „Software“ einer Praxis. Etwa 70 Prozent des Eindrucks, den ein Patient aus der Praxis mitnimmt, resultiert nicht aus der Behandlung durch den Arzt, sondern aus dem Engagement der Mitarbeiter. Daher kommt der Personalwahl ein extrem wichtiger Stellenwert zu. Beim Bewerbungsgespräch wird zu sehr auf die fachliche Qualifikation eines Bewerbers geachtet und weniger auf die persönliche Eignung. Wenn ein Bewerber als Person nicht zu einem Praxisteam passt, kann dies später zu erheblicher Unzufriedenheit und sogar zur Kündigung führen.
Im Bewerbungsgespräch sind daher Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit, Flexibilität, Kommunikations- und Kontaktfähigkeit mit großer Akribie zu erheben. Dazu können etwa einfache Situationen aus dem Praxisalltag als Fallbeispiele („Wie würden Sie reagieren, wenn …“) besprochen werden. Es könnte aber zumindest bei einem zweiten Gespräch auch die Ersthelferin mit dabei sein. Gehen Sie davon aus: Die fachliche Eignung eines Mitarbeiters kann im Nachhinein verbessert werden. Die soziale Kompetenz und Persönlichkeit dagegen kaum.
Quelle: (MEDplan-)Kolumne von Frau Mag. Iris Kraft-Kinz, erschienen im „Medical Tribune“