Tipps für die Einschätzung von Objekten für die Eignung als Arztpraxis
In dieser fünf-teiligen Serie betrachten wir sämtliche Aspekte, die bei der Einschätzung der Eignung von Immobilienobjekten für Arztpraxen relevant sind. Im ersten Teil geht es um Umbaueignung, allgemeine Rahmenbedingungen und um Barrierefreiheit.
Umbaueignung
Der Grundriss einer Arztpraxis muss dem optimalen Ordinationsablauf dienen. Daher kommt es beim Einbau einer Arztpraxis in Räumlichkeiten, die vorher einem anderen Zweck zugeführt waren, immer zu gröberen Umbauten.
Es geht um ausgewogene Flächenverteilung und kurze Wege für Arzt und Personal. Im Zentrum ist der Empfangsbereich. Hier soll es nicht zu Ballungen kommen, von hier aus muss der Überblick gewahrt bleiben.
Gut geeignete vorherige Nutzungen sind: Geschäftslokale, Gaststätten und Kindergärten, die große, möglichst stützenfreie Räume aufweisen. Leicht entfernbare Trennwände, z.B aus Gipskarton, sind dabei kein Problem. Diese Räumlichkeiten lassen sich mit relativ geringem Aufwand in eine Arztpraxis umbauen. Wichtig ist, dass die Objekte ausreichend Belichtungsfläche haben. Objekte mit schmaler Straßenfront und tiefen unbelichteten Bereichen sind hingegen schlecht geeignet.
Mehr finanziellen Aufwand beim Umbau in eine Arztpraxis bedürfen Altbauwohnungen mit vielen kleinen Zimmern und Kaminwänden. Erschwerend/ erleichternd dabei ist die Größe des Objektes. Wenn genug Platz vorhanden ist, können Wände stehen bleiben und dafür längere Wegstrecken in Kauf genommen werden. Umgekehrt müssen Wände abgetragen und das Optimum auf kleinem Raum umgesetzt werden.
Allgemeine Rahmenbedingungen
- Soll künftig im gleichen Objekt ein Dachausbau vorgenommen werden, so sollte dies vor dem Umbau abgeklärt werden. Wien liegt beispielsweise in einem Erdbebengebiet, daher kann ein Stahlrahmen notwendig werden. Dieser sollte vor Errichtung der Arztpraxis bereits eingebaut werden.
- Ist natürliche Lüftung durchführbar oder muss eine mechanische Lüftungsanlage eingebaut werden? Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kostet ca. € 40.000,- brutto.
- Ist das Gebäude unterkellert? Wenn ein Erdgeschosslokal umgebaut werden soll, so macht dies die Entsorgung der Abwässer einfacher.
- Erweiterungsmöglichkeiten für die Arztpraxen berücksichtigen. Zum Beispiel könnten den Ärzten neben ihrer Praxis noch Räume zur Untervermietung angeboten werden, damit sie bei Bedarf eine Erweiterungsmöglichkeit haben.
- Werden Räume für die Vermietung an Ärzte ohne konkreten Mieter vorbereitet (z.B. belagsfertig), ist eine professionelle Planung der Ordination sinnvoll, um nachher allzu große Änderungen zu vermeiden.
Barrierefreiheit
Möglichst schwellenloser Zugang ins Gebäude/Praxis, Rampen 6%, Liftmindestabmessungen 110 x 140 cm, Rollstuhlradius von 1,50 m vor Türen, 50 cm Anfahrtsbereich neben der Türschnalle, barrierefreies WC (Mindestabmessungen 1,65 x 2,15 m) mit entsprechender Ausstattung (Notruf, Griffe), weitere Spezifikationen findet man hier: https://www.bizeps.or.at/
Im Teil 2 geht es um Schallschutz, Brandschutz, Diskretion beim Empfang und Arbeitnehmerschutz. Bleiben Sie dran.